Groß, braun und hölzern lugt der Stamm aus dem Boden empor. Tief im Erdreich sind die Wurzeln verborgen, die sich unterirdisch, ihren Weg, durch die verschiedensten Ton- und lehmhaltigen Schichten bahnen und dem Gewächs die nötige Standfestigkeit geben. Oberirdisch finden sich Knollengewächse, die im Schatten des Riesen ihr Dasein fristen. Käfer, Ameisen, Asseln und andere Kerbtiere krabbeln am Stamm hinauf, verkriechen sich unter der Rinde und laben sich am süßen, klebrigen Baumharz. Gelegentlich kommt ein Hund vorbei, der lüstern sein Beinchen hebt und voller Freude seinen Urin hinterlässt, um sein Revier abzustecken. Manchmal reibt ein Keiler seine Borsten am Stamm und selten ist auch ein Öko zugegen, der ungeniert, mit großem Enthusiasmus seine Arme um den Stamm legt, seine geröteten, pickeligen Wangen ans Holz schmiegt, um Energie aufzunehmen. Energie, die er braucht, um seinen mörderischen Alltag unbeschadet zu überstehen. Kraft, die ihm dabei hilft sich auf das Wesentliche, im Leben, zu konzentrieren, die ihm durch Mark und Bein kriecht und seine Liebe zur Natur weiter stärkt.
Unbehandelte Schafwolle hat sich in seiner alten, furchigen Haut verfangen. Der Urin, der unzähligen, pinkelnden Hunde, brennt in seinen Adern. Spitze Schweineborsten stecken in seinem Stamm und irgendein angetrunkenes Pärchen hat, im Liebesrausch, mit dem Taschenmesser ein Herz in sein Antlitz geritzt. Dem Baum ist dies alles scheinbar egal. Trotzig und voller Entschlossenheit bleibt er am Ort des Ungemachs stehen. Nur ein paar wenige Blätter, in der Baumkrone, rollen sich vor Ekel ein, werden welk und segeln behutsam, vom Wind getragen, zu Boden. Ganz selten, fällt ein morsch gewordener Ast hinab, um geräuschvoll, auf den Schädel eines Naturliebhabers zu fallen. Blut fließt dann zähflüssig aus dem aufgeplatzten Kopf, am Hals und Körper des Sterbenden herab, direkt ins Erdreich. Dort wird es von den Wurzeln aufgesogen und verteilt sich langsam aber stetig im gesamten Baum. Das Blut verleiht dem Baum neue Energie. Energie, die er braucht, um weiterhin standhaft zu bleiben. Kraft, die ihm dabei hilft sich auf das Wesentliche, im Leben, zu konzentrieren, die ihm durch Mark und Bein kriecht und seinen Hass auf die Menschheit weiter stärkt.